Destination South, 2. Etappe, Andermatt

 

Kultur und Abenteuer in den Bergen
Andermatt verbinden wohl die meisten mit dem Skisport. Das weitläufige und moderne Skigebiet ist ja auch ein beliebter Schweizer Wintersportort. Doch das Bergdorf am Fuss des Gotthardmassivs hat in den vergangenen Jahren einen auffallenden Wandel durchgemacht und ist zu allen Jahreszeiten eine Reise wert. Was in und um Andermatt herum Kurzweiliges läuft, erfährst du auf der zweiten Etappe unserer Reise in den Süden.

Mit Volldampf auf die Furka
Wenn im Juni der Sommer im Hochgebirge einzieht und auf den saftigen Alpwiesen die ersten Blumen blühen, heizen die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter der Furka-Dampfbahn die Kessel für uns Touristen ein. Während sich die über hundert Jahre alte Dampflokomotive schnaubend und zischend den Furka-Pass hocharbeitet, lässt sich hinten in den sorgfältig restaurierten Nostalgie-Waggons die eindrucksvolle Landschaft geniessen. Vom Ausgangsbahnhof in Realp führt die Strecke über abenteuerliche Trassen in steilabfallendem Gelände, malerische Steinbrücken und Viadukte sowie durch schimmernde Tunnel in luftiger Höhe. Nicht erschrecken: An den steilsten Stellen lässt der Lokführer das Zahnrad der Lokomotive mit einem metallischen Schlag in der Zahnstange zwischen den Geleisen einrasten. Bei der Station Furka auf 2163 m ü. M. lässt sich nach der abenteuerlichen Fahrt unbeschwert das prächtige Alpenpanorama bei einem Glas Wein im herzigen Restaurant neben der Station geniessen. Wer den nostalgischen Ausflug verlängern will, kann über Gletsch bis nach Oberwald dampfen. Zu sehen gibt es auf den Südabschnitt der Bergstrecke mehr als genug.

www.dfb.ch

Auf zum Ursprung des Rheins
In den heissen Sommermonaten lässt es sich im Hochgebirge bei ganz angenehmen Temperaturen vergnüglich wandern. Führt die Route dann auch noch an Bergbächen und Seen vorbei, bietet das quirlige Wasser eine herrliche Erfrischung. Eine solche Wanderung geniessen alle, die sich vom Oberalppass aus auf zur Quelle des Vorderrheins machen. Auf gut markierten Pfaden geht’s zu Beginn durch Alpwiesen mit farbenprächtiger Flora. Mit etwas Glück lässt sich sogar das eine oder andere Murmeltier entdecken, das die warme Sonne geniesst. Mit jedem Höhenmeter verändern sich die Felsformationen, die in den Himmel ragen. An wenigen Stellen führt der Weg über etwas Geröll, ist aber immer tipptopp begehbar. Die Belohnung für den Aufstieg ist sagenhaft: Der Tomasee, die Urquelle des Rheins. Jetzt heisst es Wanderschuhe ausziehen und die Füsse ins kühle Nass tauchen – oder gleich ganz reinspringen? Dafür ist das Wasser wohl doch etwas zu kalt. Nach der erfrischenden Pause geht es dem Rhein entlang talabwärts. Dem nächsten Ausflugstipp entgegen: der Maighelshütte.

www.rheinquelle.ch 

SAC-Hütte für grosse und kleine Alpinisten
Was gibt es Genüsslicheres als nach einer längeren Tour einfach mal die Füsse auf der Terrasse der Sonne entgegenstrecken und die köstliche Alpenluft tief einatmen. Zumindest Alpinisten, Biker und Wanderer machen das in der Maighelshütte sehr gern. Die Camona da Maighles, wie sie bei den Einheimischen heisst, wird vom jungen Hüttenwartpaar Nora und Mauro familiär und unkompliziert geführt. Das altehrwürdige Steinhaus sitzt erhaben auf einer Bergschulter und begeistert die Freizeitsportler mit einer spektakulären Aussicht über das grossräumige Hochtal. Übrigens sind hier auch viele Familien anzutreffen. Während sich die Eltern ausspannen, spielen die Kleinen vergnüglich eine Runde Riesen-Jenga oder wagen einen wackligen Tanz auf der Slack-Line. Bei so viel Unternehmenslust darf das Kulinarische natürlich nicht zu kurz kommen. Die reichhaltigen Gerichte aus der Hüttenküche sind genau das Richtige für einen Tag in den Bergen und geben frische Energie, um mit geschnürten Wanderschuhen wieder aufzubrechen.

www.maighelshuette.ch

Ein einzigartiges Musikerlebnis
Die 2019 eröffnete Konzerthalle Andermatt lässt alle Sinne aufleben. Schon von aussen erstaunt die Architektur. Die Formgebung schmiegt sich nahtlos wie ein grosser Eisberg in ihr Umfeld ein. Und im Saal selbst mit seinen rund 650 Sitzplätzen erwartet einen später ein sehr spezielles Konzerterlebnis. Da man ganz nah an der Bühne und somit nah an den Musikern sitzt, wird eine sehr intime Atmosphäre geschaffen – für Zuhörer und Künstler. Als zur Eröffnung die renommierten Berliner Philharmoniker aufspielten, lobten sie die Wärme als auch die Akustik des Saales. Was für ein Lob. Auch der Star-Dirigent und Pianist Daniel Barenboim liess sich von der einzigartigen Stimmung zu einem virtuosen Klavierkonzert hinreissen und begeisterte sein Publikum in Andermatt. Ausserdem bietet die Konzerthalle jeden Monat jungen, aufstrebenden Künstlern eine Plattform für Konzerte. Grosse Namen aus allen Musikrichtungen werden auch in Zukunft hier auftreten. So stehen dieses Jahr mindestens drei Musikfestivals auf dem Programm, die wiederum alle Sinne betören werden.

www.andermattmusic.com

 

Ein Paradies für Geissen und Naturliebhaber
Mitten im bergigen Göscheneralptal bewirtschaftet die junge Bauernfamilie Näf ihren Hof «Geissenparadies» im Gwüest. Im Sommer weiden rund 200 Geissen auf den saftigen Naturwiesen und halten Christian und Lydia Näf auf Trab. Für eine Betriebsführung nehmen sich die zwei aber immer gerne Zeit und erzählen voller Leidenschaft, wie es sich auf einem Bergbetrieb abseits der grossen Städte lebt. Für Familien ist es ein besonders gelungenes Ausflugsziel. Die Kinder lernen bei den Erzählungen und Anekdoten viel über die Natur und können dabei die aufmüpfigen Geissen beobachten, wie sie gekonnt über Felsen balancieren oder sich beim Weiden gegenseitig necken. Streicheln und Füttern der Tiere ist hier erlaubt. Die kleinen Zicklein essen noch so gerne ein saftiges Kleeblatt aus der Hand. Wer jetzt selber hungrig ist, kommt nicht zu kurz: Der mild-aromatische Käse aus der hauseigenen Käserei und ein köstliches Fleischplättli lassen sich auf der Sitzbank vor dem Bauernhaus unter dem blauen Himmel besonders gut geniessen.

www.geissenparadies.ch

Kulinarischer Hochgenuss
In Andermatt lässt es sich richtig schlemmen. Von frischen Austern bis regionalem Zigerkäse: hier finden alle zum Genuss. Für unseren Geschmack darf es in den Bergen gerne etwas Währschaftes sein. Darum stellen wir euch zwei Restaurants vor, die auch bei der heimischen Bevölkerung sehr beliebt sind.

Gasthaus Ochsen
Käseliebhaber kommen an einem Besuch im Ochsen nicht vorbei. Hier zaubert der Koch verschiedene Fondue-Kreationen ins Caquelon, die Bauch und Herz erwärmen. José, der sympatische Wirt, trägt mit seiner fröhlichen Art das seine dazu bei, dass man sich hier rundum wohlfühlt. Der gebürtige Portugiese lebt schon über vierzig Jahre in Andermatt und führt die Fondue-Tradition im Ochsen wie ein waschechter Bergler weiter. Sein Name mag nicht typisch sein für Andermatt, sein Fondue ist aber das köstlichste im Dorf. Gewisse Leute würden sogar behaupten, es sei das beste der Schweiz. Jetzt heisst’s Brot aufgabeln, ins Fondue tunken und in die ausgelassene Stimmung im Ochsen eintauchen.

www.andermatt-ochsen.ch

Restaurant Adler
Bei Andermattern gilt der Adler als Kult-Beiz. Schon die Mutter und Grossmutter des heutigen Besitzers Thomas Regli – im Dorf liebevoll Jumbo genannt – haben hier gewirtet und sind zu Dorf-Originalen avanciert. Geführt wird das originelle Restaurant heute vom Ehepaar Wenger. Sie sind bei der Dorfbevölkerung ebenfalls bestens bekannt und beflügeln das Ansehen des Adlers aufs Neue. Warum das so ist, zeigt sich gleich beim ersten Schritt in die Gaststube. Das Interieur stammt aus der Zeit, in der die Skier noch weit über den Kopf hinausragten und die Schneeschuhe aussahen wie Tennisschläger. Trotzdem – oder gerade deswegen – ist das Ambiente kultig und behaglich. Perfekt also, um bei einem wärmenden Kaffi-Schnaps einen Jass zu klopfen.